Watzmann Bergausbildung 2025 – Megatour.
Wie schon seit ca. meinem ganzen Leben sind wir wieder zum Watzmann gefahren. Mit dabei unsere Chefs des Basislagers Elke und Volker, sowie wie die drei Jungspunde Erik, Anton und Franz. Dieses Jahr hatten wir eine ganz besondere Tour geplant. Eine zwei Tagestour mit biwakieren im Freien mit Zwischenziel Schönfeldspitze (AUT, 2653m). Der erste Tag des Urlaubs startete wie jedes Jahr gleich, 8 Uhr Abfahrt in Jonsdorf, ca. 16 Uhr Ankunft Parkplatz Hammerstiel (Königssee), wo wir Georg, unseren Hüttenwart begrüßten und das Gepäck umluden und schlussendlich der Aufstieg zur Hütte per Fuß, in der Papa und Elke bereits auf uns warteten. Nun heißt es erstmal Sachen auspacken und ankommen. Ankommen inmitten der Berge, alleine in einer Berghütte ohne fließend Wasser und mit kaum Netz. Dinge, auf die man sich mittlerweile einfach freut. Der Abend kam und die Planung für die Woche stand an. Alles mit einem wachen Auge auf das Wetter. Der Wettermann versprach von Montag bis Mittwoch Sonne. Ab dann sollte die Woche regnerisch werden. Also berieten wir uns und es wurde schnell klar, unsere Megatour sollte direkt am nächsten Tag starten. Also, Rucksack packen und zeitig schlafen gehen. Am nächsten Tag war scharfer Start 7 Uhr. Gut gefrühstückt und mit jeweils 15kg auf dem Rücken starteten wir in unser Abenteuer. Unser erstes Ziel hieß dabei St. Bartholomä. Ein Pilgerparadies und der Startpunkt für alle diejenigen, welche die Watzmann Ostwand besteigen wollen. Das stand bei uns allerdings noch nicht auf dem Plan. Von unserer Hütte brauchten wir fast zwei Stunden. Auf der steilen Stiege und den ersten 825 hm abwärts merkten wir das erste Mal, dass der Rucksack doch schwerer war als gedacht. Erstmal kurzer Stopp, Jacke und lange Hose ausziehen und mal einen kleinen Riegel naschen. Von nun an sollte es nur noch Berg auf gehen. Unser nächster Stopp war das Kärlinger Haus. Dieses liegt auf 1638m Höhe und steht direkt neben dem Funtensee, welcher der kälteste See Deutschlands ist. Somit hieß es, die Beine in die Hand nehmen und die ca. 11km lange Strecke mit ihren 1130hm zu überwinden. Der Höhepunkt auf diesem Streckenabschnitt bildete dabei die Saugasse. Einer aus 30 Serpentinen bestehender Steilhang, welcher beim bloßen Anblick nicht nur steil, sondern auch endlos lang wirkt. Zum Glück hatten wir zu der Zeit ein Privatduell mit irgendeinem Wanderopa, welcher meinte, die Jugend herausfordern zu müssen. Kurz vor Schluss musste er dann allerdings aufgeben und sich an den Wegrand setzen. Beim Vorbeigehen sah sein Kopf aus wie eine Tomate und sein Schnappen nach Luft war wahrscheinlich bis zum Königssee zu hören. Wir marschierten weiter und kamen anschließend 12:30 Uhr beim Kärlinger Haus an. Eine perfekte Uhrzeit für ein schönes Mittag bei herrlichstem Sonnenschein. Und was kann es da nur geben? Richtig! Einen saftigen Kaiserschmarren. Und wie fein der war! Wir hatten richtig Probleme die große Portion zu schaffen. So und jetzt einfach aufstehen und weiterlaufen? So richtig los wollte keiner wirklich. Der Bauch war bis oben hin voll und die ersten Schmerzen durch den Rucksack oder durch Blasen an den Füßen machten sich auch schon breit. So genossen wir den Moment einfach noch etwas weiter, bis schließlich eine ganze Stunde ins Land gegangen ist. Bis hier hin konnten wir auch noch keinen Funkspruch an unser Basecamp abgeben, da Netz in den Bergen schlicht weg nicht vorhanden ist. Auch die vielen Helikopter, welche in unsere Richtung flogen, machten den Coach etwas unruhig. Wir hatten uns aber in der Zwischenzeit wieder aufgerappelt und waren auf dem Weg zu unserem nächsten Zwischenziel, dem Riemannhaus. Eine Berghütte, gelegen am anderen Ende des steinernen Meeres und die letzte Möglichkeit, unsere Flaschen nochmal aufzufüllen. Es dauerte ca. 1 h bis wir das Steinerne Meer erreicht hatten. Von nun an kann es doch nicht mehr all zu weit sein, bis wir beim Riemannhaus sind. Zumindest dachten wir uns das. In Wirklichkeit sind wir noch gute 1 ½ h durch diese ewige karge Felslandschaft gelaufen. Alles sah gleich aus und die einzige Begegnung war mit einer Herde Scharfe, welche ganz neugierig zu uns gelaufen kamen, als wir neben ihrer kleinen Grünfläche eine Pause eingelegt hatten. Mittlerweile nutzten wir auch jede Möglichkeit für eine Pause und um uns hinzusetzen. Die Luft schien so ziemlich raus zu sein. Dabei stand uns immer noch der Aufstieg auf die Schönfeldspitze bevor. 16 Uhr erreichten wir dann die besagte Hütte. Perfekt gelegen vor einer Art Fenster in den Bergen, wo man einen super Blick nach Österreich in das Tal hatte. In der Hütte bestellte sich dann jeder noch eine Cola für die Power und füllte die eigenen Flaschen nochmal auf. Doch das wir schon stark an unsere Grenzen kamen zeigte die Tatsache, dass Anton während des Toilettenganges mit Krämpfen zu kämpfen hatte. Nach kurzer Abstimmung, ob wir weitergehen würden, starteten wir in Richtung Gipfel. Jetzt wieder 30 min durch das ewige Grau bis an den Fuß des Berges. Jetzt hatten wir es mit leichter Kletterei im 1er und 2er Bereich zu tun. An sich gut machbar, doch der 15kg Rucksack, sowie Antons ständig auftretende Krämpfe, bremsten uns etwas aus. Es war mittlerweile 18 Uhr und wir erreichten den Quergang unterhalb des Gipfels. Ein schmales Band an der Felswand, welches mit Stahlseil teils versichert wurde. Darüber waren wir auch sehr dankbar, denn der Anblick des 600m Abgrundes ließ kurz das Blut in unseren Adern gefrieren. Da umdrehen jetzt keine Option mehr war, zogen wir unseren Klettergurt an und wagten es. Am Ende sah es doch schlimmer aus, als es wirklich war. Trotz alle dem ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt gewesen. 18:30 Uhr standen wir dann endlich auf dem Gipfel und sahen wohl eines der imposantesten Gipfelkreuze der Alpen. Und nicht nur das Gipfelkreuz sondern auch die unglaubliche Aussicht machte den Moment unbeschreiblich. Nur eines machte jetzt Stress, die Uhrzeit. Mittlerweile war es 19 Uhr und die Sonne stand schon recht tief. Es folgte ein steiler Abstieg in Richtung Buchauer Scharte. Für diesen nahmen wir uns ausreichend Zeit, denn Kraft, Konzentration und das Licht ließen immer mehr nach. Auf dem Weg der Scharte passierten wir noch einmal einen Grat und kamen schlussendlich 20:30 Uhr an. Da wir dort einen perfekten Liegeplatz fanden, richteten wir unser Schlaflager ein und schauten uns bis zum Sonnenuntergang das Alpenglühen an. Erst als überall die Sterne zu sehen waren, krochen wir in unsere Biwaksäcke und machten es uns gemütlich. Zum Abschluss des Tages holten wir nochmal all unser Essen aus den Rucksäcken und veranstalteten ein Festmahl. Zumindest fühlte es sich danach an. Mit Knackern, Käse, Gurke, Salami und Brot konnte ein Tag eigentlich nicht besser enden. So schliefen wir dann auch alle mit einem unglaublichen Blick in die Sterne nacheinander ein. Die Nacht verlief dabei mehr oder weniger gut. Verschiedene Schmerzen im Körper und teils starke Sturmböen machten den Schlaf doch etwas unruhiger.
Tag 2
7 Uhr kitzelte mich dann die Sonne das erste Mal wach und zu meinem Erstaunen fühlte ich mich eigentlich recht gut. Erst als ich dann aus dem Schlafsack gekrochen bin, musste ich feststellen, dass die Schmerzen des Vortages nicht abgenommen hatten. Erik und Anton schliefen immer noch tief und fest, selbst meine Aufweckversuche missglückten. Somit entschied ich, mich wieder in den warmen Schlafsack zu begeben und nochmal die Augen zu schließen. Eine knappe Stunde später war es dann endlich soweit und der Tag fing an, langsam anzurollen. Es folgten die morgendlichen Erledigungen und ein gemeinsames Frühstück. Dabei passierten uns die ersten Wandergrüppchen, welche doch teils sehr erstaunt über unser Schlaflager waren. Schließlich, um 9 Uhr, starteten wir dann Tag zwei unserer Wanderung. Vielleicht doch etwas sehr spät für das, was wir eigentlich noch geplant hatten. So hieß unser nächstes Ziel Wasseralm. Eine vom DAV geführte Alm mit Übernachtungsmöglichkeiten, welche 9km entfernt lag und welche die nächste Möglichkeit sein sollte, unsere Flaschen aufzufüllen. Da wir alle zu der Zeit kein Netz hatten und alle nur die deutsche Seite der Onlinekarte heruntergeladen hatten, nahmen wir direkt zu Beginn erstmal den falschen Abzweig. Dieser bescherte uns noch einmal einen tollen extra Umweg durch unser geliebtes Steinernes Meer. Naja, jetzt können wir wenigstens sagen, einmal durch das ganze Steinerne Meer gelaufen zu sein. Wir passierten daraufhin die Hochbrunnensulzenscharte (2356m). Es folgten einige Kilometer unwegsames Gelände über große Kalkplatten, welche immer wieder durch breite Scharten und Risse voneinander getrennt waren. Auf unserem Weg kamen wir auch ständig an größeren Felsbrocken vorbei. Eigentlich eine tolle Sache für den Garten zum Klettern üben, dachten wir uns. Der Weg verlief später immer mehr im Grünen und nahm immer interessantere Formen an. Der Felsen war nun mit tiefen ausgewaschenen Kerben und Rinnen durchzogen, was immer wieder gutes Balancegefühl erforderte. Um 13:45 Uhr erreichten wir dann endlich die Wasseralm. Nach über 1000hm talwärts waren die Blasen an den Füßen das geringste Problem, denn langsam aber sicher nahm der Schmerz in den Knien zu. Auch wenn der Kopf gerne noch mehr von den Bergen gesehen hätte, merkten wir immer mehr, dass der Körper an seine motorischen Grenzen kam. Bei einem gigantischen Stück Kuchen und einer eisigen Limo überlegten wir den Fortgang unserer Tour. Am Ende einigten wir uns auf die kürzeste Variante mit direktem Weg Richtung Königssee zurück und mit dem Boot nach St. Bartholomä. Von dort, wie am Anfang der Tour, über den Rinnkendlsteig zurück zur Hütte. Als Alternative stand der Weg über die Gotzenalm zur Anlegestelle Kessel und mit dem letzten Boot Richtung Königssee. Falls wir das verpassen sollten, hätten wir entweder nochmal draußen übernachten oder zu Fuß nach Königssee (Stadt) laufen müssen(16km). Somit war unsere Entscheidung klar und im Nachhinein die einzige richtige Entscheidung, da es selbst auf der „kürzeren“ Strecke hintenraus doch brutal wurde. Naja, von der Wasseralm ging es dann 700hm in Richtung Tal zum Röthenbachwasserfall. Ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und gemütliche Wanderer. Das merkten wir auch recht deutlich, da wir auf dem Weg zur Anlegestelle Salet mehr und mehr Menschen trafen. Als wir dann in der Schlange mit 400 anderen Menschen auf die letzten Boote des Tages warteten, hatten wir genug Zeit, um nochmal alles Revue passieren zu lassen und uns auf den Endspurt vorzubereiten. Unser Boot legte dann schließlich 17:35 Uhr ab und fuhr zum Kloster. Dort stiegen wir als Einzige aus, bekamen noch einen Spruch vom Bootspersonal mitgedrückt, da diese wegen uns extra einen Umbogen fuhren mussten und liefen weiter zum Rinnkendlsteig. Doch eines fehlte noch und ja, diese Zeit muss sein. Wenn man schon am Königssee ist, dann muss man auch drin schwimmen. Erik marschierte in das eiskalte Wasser, ohne mit der Wimper zu zucken und auch Anton kämpfte sich schnell rein. Ich tat mich doch etwas schwerer und brauchte meine Zeit. Doch einmal drin, war es... trotzdem eisig kalt. Also, schnell wieder raus, warme Sachen an und bereit machen für den letzten Anstieg. Immerhin waren wir jetzt mindestens 2kg leichter, da wir den ganzen Dreck und Schweiß der Wanderung abwaschen konnten. Und was ich nie gedacht hätte, aber so ein Eisbad wirkt Wunder. Mein Körper fühlte sich wesentlich besser an und man war direkt auch wieder wacher und aufmerksamer. 18:30 Uhr starteten wir dann zu unseren letzten 6,6 km und 828hm. Zunehmend wurde es auch immer stiller in der Gruppe, da jeder nur noch mit sich und dem Anstieg beschäftig war. Pausen wurden ebenfalls immer öfter gemacht und außer einer kleinen Snackpause, wo Erik und Franz nochmal eine Power Gurke aßen, ging es immer weiter. Die Gurke stellte sich schnell als absolutes Wundermittel und Energieboost raus. In Franz und Erik brodelte die gute Laune und Kraft nur so heraus. Anton, welcher verzichtete, erlebte immer und immer mehr einen Einbruch und stapfte nur noch wie ein Zombie den Berg hoch. Kein Ton war mehr von ihm zu hören, doch ein Glück waren Erik und Franz dabei. Mit gelungenen Gesangseinlagen versuchten sie, Anton moralisch zu unterstützen. Ich meine, was gibt es auch schöneres, als zwei Goldkehlchen hinter sich zu haben, welche einem mit Kraft und guter Laune besingen, wenn man selbst am Ende seiner Kräfte steht. Gegen Ende des Aufstieges mussten wir sogar die Stirnlampen rausholen, da es doch schon recht finster geworden war. Um 21:15 Uhr kamen wir dann endlich wieder bei unserer Hütte an, wo der Coach und Elke schon auf uns warteten. Ein Bergabenteuer mit jeweils 30km pro Tag und ingesamt über 3600hm ging hiermit zu Ende. Dabei waren wir am ersten Tag 13 h auf den Beinen und am zweiten auch nochmal 12h. Außer 3kg Nudeln mit Tomatensoße ging nicht mehr viel an dem Abend. Wir schleppten uns nur noch in die Betten und schliefen wie Bären beim Winterschlaf. Die folgenden Tage waren dann wesentlich entspannter und dienten mehr der Regeneration und der Behandlung der Verletzungen. Je nach Wetterlage machten wir nur noch kleinere Wanderungen. Wir besuchten das 5. Watzmannkind, machten eine Almtour mit Besuch des Grünsteines und überlegten schon die nächsten Abenteuer bei einer Limo an der Kührointalm. Und schwups war die Woche um und wir mussten unsere Sachen packen. Es war wieder ein unglaublicher Urlaub, welcher Erinnerungen für die Ewigkeit geschaffen hat. Nach solchen Highlights kann man nur umso glücklicher sein und weiß es erst richtig Wert zu schätzen, das wir alle gesund sind und sowas machen zu können, wir Natur haben, die solche Erlebnisse zulässt und Menschen um sich hat, die mit einem gemeinsam sowas Erleben.
Berg Heil, FVH August 2025
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